Stoffwindeln - kurz erklärt
... ganz kurz wird es leider nicht, aber wir wollen versuchen, an dieser Stelle die wichtigsten Infos rund ums Stoffwickeln aufzuführen.
Wenn Ihr mit Stoff wickelnt benötigt Ihr:
- eine Saugschicht, die die Nässe auffängt und speichert,
- einen Nässeschutz, der verhindert, dass die Kleidung Eures Babys nass wird.
Moderne Stoffwickel-Systeme lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen:
- Komplett-Windeln
- Überhöschen-Systeme
KOMPLETTWINDELN haben Saugschicht und Nässeschutz fest miteinander vernäht. Sie sind von der „Bauart“ am nächsten an einer Wegwerfwindel. Ihr legt Euer Baby auf die vorbereite Windel, schliesst sie und fertig. Solche Windeln sind unkompliziert in der Handhabung und deshalb optimal, wenn Euer Baby auch mal von anderen Personen gewickelt wird oder wenn Ihr es so einfach und praktisch wie möglich möchtet. Eine Unterkategorie sind die sogenannten Hybridwindeln: auch hier legt man nur eine Schicht an, allerdings sind Saugschicht und Nässeschutz nicht vernäht, sondern durch Druckknöpfe miteinander verbunden. Beim Wickeln wechselt man meist nur die Saugschicht in Form einer Einlage aus und verwendet den Nässeschutz mehrfach. Dadurch hat man weniger Wäsche und geringere Anschaffungskosten. Der Nachteil der Komplettwindeln ist, dass sie meistens nicht so saugstark und auslaufsicher wie z.B. Höschenwindeln sind und deshalb sehr gut passen und bei grösseren Kindern mit Zusatzeinlagen verstärkt werden müssen.
Bei ÜBERHÖSCHEN-SYSTEMEN sind Saugschicht und Nässeschutz separat. Beim Wickeln wechselt Ihr die Saugschicht, der Nässeschutz wird mehrfach verwendet. Es gibt beides in den unterschiedlichsten Formen und Materialien: Die Saugschicht kann eine simple Mullwindel sein, die Ihr faltet und ums Baby legt (die günstigste Variante) bis hin zu ausgefeilten Höschenwindeln (die praktischste, saugstärkste und auslaufsicherste Variante). Auch bei den Überhöschen könnt Ihr zwischen Modellen aus Mikrofaser oder Wolle (ja, wirklich!) wählen, zwischen Klettverschluss, Druckknöpfen oder Schlupfhöschen.
Ein solches System erscheint zunächst komplizierter, ist aber für viele Stoffwickel-Erfahrene unverzichtbar, weil es extrem saugstark, auslaufsicher und so flexibel ist.
Jedes System hat Vor- und Nachteile und im Verlauf der gesamten Wickelzeit Eures Babys wird es Phasen geben, wo Ihr das eine oder andere bevorzugt. Vielleicht wickelt Ihr Euer Neugeborenes mit Mullwindeln und Überhöschen, weil Ihr die guten alten Mullis geschenkt bekommen habt und diese Kombination sehr gut auch den stärksten MuMi-Stuhl-Explosionen stand hält. Später, wenn Euer Baby quirliger wird, entscheidet Ihr euch vielleicht für ein Komplettwindel-System, das schnell an- und ausgezogen ist und mit dem auch Oma, Opa und der Babysitter gut zurechtkommen. Für nachts und unterwegs habt ihr vielleicht ausserdem einige saugstarke Höschenwindeln und Überhöschen, weil dann sicher nichts ausläuft.
Keine Angst, Ihr braucht nun nicht drei verschiedene Systeme zu kaufen. Wir empfehlen vielmehr ein gut gemischtes Set und beraten Euch gerne persönlich entsprechend dem Alter Eures Babys oder Kleinkinds, Eurer „Wickel-Situation“, Budget, etc. Wir möchten nicht möglichst viele Windeln verkaufen, sondern möglichst zufriedene Stoffwickel-Eltern, die so auch Freunde und Verwandte für Stoffwindeln begeistern können.
Egal ob Komplettwindel oder Höschenwindel, Ihr könnt bei den meisten Modellen zwischen ONESIZE (mitwachsende Ein-Grössen-Windeln) oder MEHR-GRÖSSEN-WINDELN wählen.
Bei OneSize müsst Ihr nur eine Grösse kaufen, die Ihr variabel einstellen könnt, sodass die Windel mit Eurem Baby mitwächst – meist von ca. 3.5 bis 16 Kilo.
Bei Mehr-Grössen-Windeln gibt es meistens S, M, L, manchmal auch noch XL. Jede Grösse passt nur während einer bestimmten Gewichts-Spanne und wenn Euer Baby aus einer Grösse herausgewachsen ist, wechselt Ihr zur nächsten Grösse.
Es liegt auf der Hand: OneSize ist günstiger in der Anschaffung, hat aber auch den grösseren Verschleiss durch Dauer-Einsatz. Mehr-Grössen-Windeln sind nur kürzer im Einsatz und können dadurch von vielen Kindern getragen werden. Bei OneSize gibt es oft nach dem zweiten Kind Probleme mit ausgeleierten Bein-Gummis, ermüdeten Klettverschlüssen, etc. Das hängt jedoch von der Qualität der OneSize-Windel ab und davon wie gross Euer Set ist bzw. wie oft die einzelne Windel in Gebrauch ist.
Abschliessend möchte ich noch ein paar Worte zu den verschiedenen Materialien verlieren (diesmal wirklich nur kurz, weil Material-Kunde eine Wissenschaft für sich ist).
NATURFASERN wie Baumwolle, Hanf und Wolle werden von fast allen Babys sehr gut vertragen (mit Ausnahme von Wolle, worauf manche Babys allergisch reagieren). Woll-Überhöschen müssen regelmässig mit Lanolin (Wollfett) gefettet werden, dann sind sie ein sehr guter Nässeschutz. Baumwolle ist sehr gut hautverträglich und pflegeleicht, saugt aber nicht so viel wie andere Materialien. Hanf ist sehr saugstark und ein guter Nässespeicher und wird meist in Kombination mit anderen Materialien verwendet.
KUNSTFASERN wie Polyester sind sehr leicht, saugfähig und trocknen schneller als Naturfasern. Eine Baumwollwindel hängt deutlich länger auf der Leine als eine aus Mikrofaser und braucht mehr Stoff um die gleiche Menge an Flüssigkeit aufzunehmen. Es gibt jedoch Babys, die auf Mikrofasern mit Rötungen und Hautreizungen reagieren. Deswegen empfehlen wir, erstmal mit wenigen Windelexemplaren zu testen, wie Euer Baby es verträgt. Überhöschen aus Polyester sind ein sehr pflegeleichter und günstiger Nässeschutz. Woll-Überhöschen sind in der Pflege etwas aufwändiger.
Und dann gibt es da noch die Bambusviskose, so ein "Mittelding" zwischen Kunst- und Naturfaser. Bambus ist ein schnell wachsender natürlicher Rohstoff, der wenig Pestizide benötigt und dann durch einen chemischen Prozess zu Bambusviskose verarbeitet wird. Bambusviskose ist sehr saugstark und mittlerweile ein sehr beliebtes Stoffwindel-Material.
Und noch als Letztes: KLETTVERSCHLUSS oder DRUCKKNÖPFE zum Schliessen der Windel?
Beides hat seine Vorzüge! Klettverschlüsse lassen sich stufenlos einstellen, man kennt sie von den Wegwerfwindeln und jeder Babysitter wird damit zurechtkommen. Vor dem Waschen solltet Ihr aber unbedingt die Wäsche-Gegenkletts schliessen, um ein Verfusseln und „Klett-Schlangen“ zu vermeiden.
Bei Druckknöpfen braucht Ihr nicht an Gegenkletts zu denken und es gibt weniger Verschleisserscheinungen. Die meisten Babys werden es ausserdem nicht schaffen, die Druckknöpfe zu öffnen, so ein Klettverschluss hingegen ist ein tolles Forschungsobjekt.... Bei Druckknöpfen habt ihr dafür beschränktere Einstell-Möglichkeiten.
Ich hoffe, Ihr habt nach diesem Crashkurs einen besseren Überblick bekommen. Wenn Ihr Fragen habt oder eine individuelle Beratung wünscht, dürft Ihr mich jederzeit gerne kontaktieren!
Eure Rosemarie von Windelzeit
Kontakt und Copyright:
www.windelzeit.ch
c/o Rosemarie Dütschler
info@windelzeit.ch